Philippos e.V.
 

Tod eines Kindes aus der Sicht des Notarztes

Auch für einen Notarzt ist ein Einsatz, bei dem es um verletzte Kinder geht oder Kinder in Lebensgefahr schweben, eine Ausnahmesituation. Bereits während der Anfahrt zum Einsatzort ist der Notarzt hochkonzentriert, geht im Kopf alle Abläufe durch, errechnet Medikamentendosierungen usw.. Kann der Notarzt und sein Team das Kind retten und vor weiterem Schaden bewahren?


Das tote oder sterbende Kind ist eine Abweichung von der Routine. Wie soll der Notarzt und sein Team mit dieser Situation umgehen? Jetzt sind Sie nicht mehr Notarzt. Sie müssen sich um die Eltern, Geschwister und evtl. andere Angehörige kümmern. Sie sollen der Familie das Unerklärliche erklären.

  • meiden Sie nicht die Eltern und Geschwister
  • erklären Sie ehrlich und klar, was passiert ist
  • nennen Sie das Kind beim Namen, sagen Sie nicht "der Leichnam" oder "der/die Tote"
  • stellen Sie keine Vermutungen an, erklären Sie nur, worüber Sie Sicherheit haben
  • lassen Sie die Eltern und Geschwister Abschied vom Kind nehmen
  • sagen Sie nicht, "Sie sollten ihr Kind so nicht sehen". Eltern müssen sich verabschieden können, ihr Kind sehen, spüren, in den Arm nehmen
  • erklären Sie den Eltern, wie es jetzt weiter geht und was alles geschehen wird
  • informieren Sie einen Seelsorger
  • informieren Sie oder der Seelsorger die nächsten Angehörigen oder Freunde der Eltern oder unseren Verein, damit die Eltern nicht alleine sind (es ist grausam für die Eltern, alleine nach Hause zu fahren und eine leere Wohnung zu betreten)


Sie als Notarzt haben dafür keine Zeit? Ein weiterer Einsatz wartet? Um so besser, wenn Sie sich im Vorfeld Gedanken gemacht haben und auf ein funktionierendes Netzwerk zurückgreifen können.

  • informieren Sie sich über die möglichen Kooperationspartner vor Ort
  • bilden Sie ein Netzwerk
  • tauschen Sie sich regelmäßig aus
  • stellen Sie persönlichen Kontakt zu Seelsorgern und anderen Helfern her, ein eingespieltes Team erzielt bessere Erfolge in der Krisenintervention
  • sehen Sie sich nicht als Konkurrenten, sondern als gleichwertige Partner, schließlich haben Sie alle ein gemeinsames Ziel
  • Dokumentieren Sie den Einsatz genau, Eltern werden sich möglicherweise nach einiger Zeit mit Fragen an Sie wenden
  • Nehmen Sie selbst Hilfe von Seelsorgern in Anspruch oder tauschen Sie sich mit Kollegen aus, denn nur wenn Sie lernen mit dem Geschehenen umzugehen, können Sie den Eltern helfen
 
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